Projekte

Spielend lernen, spielend integrieren

Kiel 2017 -

Projektziel – Projektinhalt – Hintergrund

Die Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule hat seit diesem Schuljahr eine DaZ-Klasse dazugewonnen. Ziel der DaZ-Klasse ist daher nicht nur der Spracherwerbs sowie teilweise die Alphabetisierung, sondern auch die Vermittlung kultureller Werte und die Sozialisierung in das deutsche Schul- und Gesellschaftssystem. Um die Kinder und Jugendlichen nach der Basisklasse schneller in die Schulgemeinschaft integrieren zu können, braucht es jedoch mehr als nur Deutschkenntnisse. Dadurch, dass die DaZ-Schüler auf der Bühne ihr Potential im Singen, Schauspielern und Tanzen präsentieren können, werden sie von den Regelschüler*innen ganzheitlich wahrgenommen und nicht nur auf ihren Status des/der Geflüchteten beschränkt.

Gruppengröße

17 Schülerinnen und Schüler zwischen 11 und 16 Jahren

Zeitumfang

Ayfer Düșel: Die Proben finden während der Unterrichtszeit der Lehrkraft statt. Für die Intensivprobenwoche und die Aufführung wird die Lehrkraft freigestellt.

Nadeshda Gerdt: Konzeption, Intensivprobenwoche, Premierenbegleitung: 15 Stunden Begleitung während des Schuljahres (Durchführung der Proben): 27 Stunden

Merle Böhnhardt: 10 Stunden

 

Projektverlauf

Vorbereitung:

Konzept und Probenplanung

Merle Böhnhardt beriet uns in der Konzeption und Planung.

Erste Phase:

Vorstellung des Projekts, Kennenlernen der Klasse und kleiner Einstieg in das Schauspieltraining.

Diese Phase musste sehr kurz gehalten werden, da unsere Zeit begrenzt war. Die Jugendlichen waren aber vorher schon von der Lehrerin kurz auf das Projekt  vorbereitet, so dass eine große Offenheit und Bereitschaft zum Mitmachen bestand.

In dieser Phase wurde auch klargestellt, wer von den Schülern gern viel auf die Bühne möchte und wer so wenig wie möglich. So wurde auch die Größe der eigenen Rolle im Stück bestimmt. Diese Information war auch wichtig für die zweite Phase.

Zweite Phase:

Ein gemeinsames Erarbeiten des Theaterstücks (kurzer Inhalt und Rollenbestimmung)

Noch im Klassenraum und mit Hilfe eines Mind Maps an der Tafel wurde eine grobe Handlung des Stücks zusammengeschrieben und Rollen vergeben.

Hierbei wurde auch in der Theorie das Schreiben von Geschichten als Thema vorgestellt und erklärt, worauf geachtet werden muss, wenn ein Stück oder eine Geschichte geschrieben wird.

Dabei wurden die Haupt- und Nebenrollen bestimmt und die Jugendlichen durften selbst entscheiden, welche Rollen sie übernehmen wollen und damit in Zusammenhang die Größe des Textes, den sie lernen mussten.

So wurde von Anfang an die ganze Gruppe in die Verantwortung für das Ergebnis genommen. Denn niemand konnte am Ende sagen, dass er zu etwas gezwungen war, zu dem er oder sie sich nicht im Stande fühlten. Dies hat sich auch im Laufe der Arbeit bestätigt.

Alle Jugendlichen bis auf Einen waren mit Ihrer Anforderung gut und im Rahmen  belastet. Lediglich ein Jugendlicher hat im Laufe der Proben sein Interesse verloren und musste von der Leitung und der Gruppe immer wieder motiviert werden.

Dritte Phase(in wöchentlichen Proben und Intensivprobenwoche):

Probenbeginn und Weiterentwicklung des Theaterstücks.

Bestimmen und Beschaffen der Requisiten und Entscheidungen zu Kostümen.

Basierend auf der kurzen Handlung und den Rollen aus der ersten Phase hat die Theaterpädagogin die ersten Szenen geschrieben und angefangen damit zu proben. Während der Proben wurde zusammen bestimmt, wie sich das Stück weiterentwickeln sollte. Nach jeder Probe wurde es dann von der Leiterin als Stück zusammengeschrieben.

Hierbei wurden die Teilnehmer und ihre kreative Ader gefordert.

Der Vorteil an dieser Methode mit dieser Gruppe war, dass die Größe des Textes und des Stücks insgesamt von den Schülern selbst bestimmt werden konnte.

Der Nachteil war, dass es durch die Kürze der Zeit ziemlich schnell gehen musste, damit noch genug Zeit da war, um alle Texte zu lernen und das Stück im Ganzen „zu sehen“, bevor es aufgeführt wird.

Hier war die Lehrerin der Klasse sehr gefordert. Denn um die Textsicherheit zu gewährleisten und vor allem das Verstehen von jedem Wort, musste sehr viel Unterrichtszeit investiert werden. Nur wenige Schüler fühlten sich im Stande, ihre Texte zu Hause alleine zu lernen.

Diese Phase war auch eine der schwierigsten. Das Durchhalten bis zum Projektende musste immer wieder motiviert werden.

Es kam die Angst auf, sich in der fremden Sprache vor einem Publikum auf der Bühne präsentieren zu müssen.

Die Jugendlichen trauten sich nicht, auf der Bühne laut zu sprechen, in der Hoffnung, dass ihre Sprachfehler beim leisen Sprechen nicht gehört werden würden.

Hierfür wäre es notwendig gewesen viel mehr Zeit zu investieren, als vorhanden war, um das Selbstvertrauen der Schüler zu stärken.

Das Problem wurde dann durch die Tontechniker der Schule gelöst. Es wurden viele Mikrofone auf und um die Bühne aufgestellt, um zu gewährleisten, dass das Publikum die Schauspieler hört.

Abschluss:

Generalprobe

Zwei Aufführungen in der Aula der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule

Die Generalprobe war eine absolute Katastrophe, so wie sich das gehört in der Theaterkunst. Und es kam große Sorge auf, ob das Stück tatsächlich so noch präsentiert werden könne. Nach einem Gespräch mit der Klasse wurde aber gemeinsam dafür gestimmt, dass aufgeführt wird.

Tatsächlich ist die Premiere super gelaufen. Die Jugendlichen haben eine  unglaubliche Leistung auf der Bühne erbracht und wie durch ein Wunder wussten alle ihre Texte und es gab nur ein paar kleine Texthänger. Diese wurden von dem Publikum aber mit Humor angenommen.

Nach der Premiere gab es viel Lob von dem Schulleiter und dem Publikum. Das hat die Jugendlichen unglaublich gestärkt und sie waren froh durchgehalten zu haben.

Abschließend kann man sagen, dass das Projekt sehr gelungen ist. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass die Schüler unglaublich engagiert waren, aber auch, dass die Lehrkraft, die viel Zeit für das Stück „opferte“.

Weiterhin hat das Probenkonzept gut zum Erfolg beigetragen. Es wurde öfter als einmal in der Woche geprobt und es gab die Intensivprobewoche. So sind die Schüler in das Theaterstück richtig eingetaucht und durch das Selbstentwickeln vollkommen in die Verantwortung genommen.

Projektabschluss/Dokumentation

Es wurden zwei Aufführungen in der Aula der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule geben:

eine Aufführung für die Klassenstufen , und 8 und eine Aufführung für die Klassenstufen 10 und 11 (ca. 500 Kinder und Eltern). Zu dieser Aufführung wurde durch einen Presseartikel auch die Stadtteilbevölkerung eingeladen.

Hauptansprechpartner

Ayfer Düșel

Weitere Mitwirkende

Nadeshda Gerdt - www.Spielart-training.de

Merle Böhnhardt - Theater Kiel

 

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