LandverWALDung II: Stark wie ein Baum - Kinder partizipieren
Dänischenhagen 2021 - Grundschule Dänischenhagen
Projektziel – Projektinhalt – Hintergrund
Dieses Projekt „LandverWALDung II: Stark wie ein Baum – Kinder partizipieren“ baut auf den Erfahrungen des Pilotprojektes „LandverWALDung: Kinder pflanzen Bäume“ auf. Unser Ziel war es, die Baumpflanzungen fortzusetzen, und die Stimme der Kinder hörbar werden zu lassen. Wir gaben ihnen dazu die Gelegenheit und eine Bühne: Das große Engagement der Kinder wurde durch die künstlerischen Prozesse noch sichtbarer und gesellschaftlich relevanter. Wir verstehen das Projekt LandverWALDung als transformative Pädagogik mit einem Training von Zukunftskompetenzen - für Lernende wie für Lehrende. Wir setzen dies um in der Verbindung von Draußen-Schule, Kultureller Bildung, Philosophie und Forschendem Lernen sowie Lernen durch Engagement. Wir fördern damit die Life Skills (Lernkompass OECD) und viele Gestaltungskompetenzen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
Mit bei der Auswahl geeigneter Standorte, der Pflanzung und Kultur von Bäumen thematisierten wir mit den Kindern ihre gesellschaftliche Partizipation an unserem Leben. Die gewählte Kunstform der Sozialen Plastik nach Joseph Beuys vereinte dabei handwerkliches, künstlerisches und politisches Handeln in einem gemeinsamen Verstehensprozess. Wir reflektierten und diskutierten mit den Kindern das Werk von Beuys und die Bezüge zu unserem Projekt. Dies wurde durch das BEUYS-Jahr zu Joseph Beuys‘ 100. Geburtstag zusätzlich getragen, u.a. durch die motivierende Zusammenarbeit mit dem Berliner Filmemacher Rüdiger Sünner (Beuys Film „Zeige deine Wunde!“).
Die Schüler*innen setzten sich in ihrer Gemeinde, also dem Ort ihrer aktiven Lebenswirklichkeit, mit ihren Bäumen und der Umwelt auseinander. Mit ihren Entdeckungen, besonders durch das Vertreten ihrer gesellschaftlichen Ziele, erweiterten sie ihr Wissen und ihre Perspektiven: Die Kinder standen für ihr Projekt in der Öffentlichkeit ein - beim Pflanzen, beim Aktionstag und in der Gemeindeversammlung. Diese eigenen, authentischen Erfahrungen sind so nur außerhalb des Schulgebäudes beim Draußen-Lernen und Lernen im Freien möglich. Die Kinder stärkten ihr Wissen, ihre Gestaltungs-Kompetenzen und ihr Selbstwirksamkeitsgefühl in diesem partizipativen Prozess, weil sie wirklich etwas sichtbar bewegen konnten und auch trotz Hindernissen weiter daran arbeiteten und Lösungen fanden. Die eigenaktiv entstandenen Impulse der Kindergruppe und ihr Wunsch nach Präsenz in der Öffentlichkeit haben wir unterstützt, gemeinsam weiterentwickelt und umgesetzt: Spenden- und Unterschriftenaktionen, die Schutzobjekte und Schilder für die Bäume, den Schutz der Bäume, die Information der Anwohner, Auseinandersetzung mit Widerständen in der Gemeinde, die Zusammenarbeit mit der Presse, die selbst erdachten Tanzchoreographien und die Tombola mit den Baumpatenschaften, das Eintreten für die Bäume in der Gemeindeversammlung sowie die Fortführung der Pflanzungen zeigen dies sichtbar für alle. Eine Spendensumme von fast 1000,-€ und circa 200 gesammelte Unterschriften sowie die gute Annahme der Baum-Patenschaften zeigten ein öffentliches Interesse, dieses Projekt und die Anliegen der Kinder aktiv und nachhaltig zu unterstützen: ein beglückendes Beispiel für Lernen durch Engagement.
Im Mai, vor Beginn der LANDVERWALDUNG II verletzte der Vandalismus an unseren Bäumen nicht nur die Bäume, sondern auch die Empfindsamkeit der Kinder und uns Erwachsener. Dies war der künstlerische Roh-Stoff, den wir in den Schutzobjekten, der Performance zum Verbinden der Bäume mit Wolle und unserer Tanz-Performance verarbeiteten, der uns zu weiterem Engagement in der Gemeindeversammlung motivierte. Nach gemeinsamer Reflektion der Funktion einer Gemeindeversammlung formulierten die Kinder ihre politischen Aussagen. Sie wählten in geheimer Wahl ihre Vertreterinnen und Vertreter, die auf der Gemeindeversammlung mit der Vorstellung unseres Projekts viel Zuspruch fanden. Wir setzten damit Beuys‘ Motto „Zeige deine Wunde!“ greifbar um und benannten dies mit den Kindern auch so. Die Presseberichte unterstützten uns dabei. Der Ausdruck und die Stimmen der Kinder sowie Symbolik und Bedeutung von Natur, z. B. die Stärke eines Baumes, wurden durch diese kulturellen Bildungsprozesse noch besser sichtbar – wie auch im Gedicht von Julie und Anni (4. Klasse):
Bäume
Die raue Rinde,
die Äste schaukeln im Winde.
Grüne Blätter sind an Zweigen,
die Baumkronen in den Himmel steigen,
Wurzeln in den Boden sinken.
Sie sind überlebenswichtig,
und sie abzuholzen ist nicht richtig.
Die Winde treiben den Duft zu uns.
Bäume sind eine spezielle Kunst.
Mit der künstlerischen Idee "Stark wie ein Baum" wurde herausgearbeitet, dass Stärke und menschliches Stehvermögen - seelisch wie körperlich - Grundlagen für Mut und Zivilcourage sind, die unsere Gesellschaft braucht. Unser künstlerisches Arbeiten, unser Engagement und das Pflanzen der Bäume unterstützt die konkrete Umsetzung der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung in der Öffentlichkeit, die wir den Kindern fortlaufend ins Gedächtnis riefen und zuordneten.
Wir sehen uns auch als Multiplikatoren für diese Form der Unterrichts- und Schulentwicklung, die Verbindung aus Kultureller Bildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Draußen-Schule (Lernen im Freien): Johanna Pareigis hat in einem pädagogischen Fachartikel darüber berichtet (s.u.) und in zwei digitalen IQSH-Fortbildungen (Digitale DENK-BAR BNE0333) mit Gesa Meißner und einigen der Kinder dazu mit Lehrpersonen gearbeitet. Wir verstehen dieses Projekt als Beispiel für Draußen-Schule, das verschiedene Bildungsbereiche nachhaltig vereint und auf diese Weise in einer Regelschule implementiert werden kann.
Die Schüler*innen erfuhren, wie ihr eigenes Denken und Handeln sowohl in der sie umgebenden Natur als auch in der Gemeinschaft, in der sie leben, nachhaltig wirksam wird. Schon jetzt sprudeln die Ideen für eine zukünftige Weiterentwicklung des Projektes.
Pädagogische Ziele des Projekts
Förderung von Kreativität und Selbstausdruck durch künstlerische Prozesse (Tanz, bildende Kunst, Darstellendes Spiel, Literacy…)
Reflektion von kulturellen und politischen Gesellschaftsprozessen
Förderung und Reflektion von politischer Teilhabe und Partizipation
Gestaltungskompetenzen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Umgang mit Zielkonflikten und Dissens sowie Erwerb von Problemlösefähigkeiten
Erziehung zur Zivil-Courage, Lernen durch Engagement
Förderung von unkonventionellem und vernetzendem Denken
Förderung von Begabungen
Förderung sozialer Kompetenzen
Förderung von Selbstwirksamkeit
Entwicklung eines positiven Mindsets
Draußen-Schule
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Pflanzen von Bäumen und somit Anbahnung und Umsetzung einiger der 17 Ziele (SDGs), insbesondere die Ziele 3, 4, 10, 11, 13, 15, 16, 17
Institution(en)
Offene Ganztagsgrundschule, Dänischenhagen
Gruppengröße
13 Kinder (eine Kohorte)
Rahmenbedingungen
Die Kinder arbeiteten draußen, zunächst häufig auf einer nahen privaten Obstbaumwiese von Eckhardt Sindt und später auf Grünflächen der Gemeinde. Gespräche fanden in der Regel draußen oder (nur selten) auch mal im Klassenraum statt. Wir wurden vom Förster Johann Böhling (stellvertretender Vorsitzender Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SH) beraten.
Zeitumfang (in den verschiedenen Phasen)
o Januar: ca. 20 Std. Multiplikatorische Arbeit, außerplanmäßig, Verfassen von Fachartikel
o Februar: 4 Std. Baumpflanzung inklusive Planung (Nachlieferung von Landverwaldung I, außerplanmäßig)
o März: 5 Std. Bewerbung für Wettbewerbe bis Anfang Juni Projektstopp wegen Corona-Vorgaben
o Mai: 2 x 4 Std. Reaktion auf Vandalismus, außerplanmäßig, 10 Std. Multiplikatorische Arbeit, außerplanmäßig
o Juli: 3 Std. Vorbesprechung
o August: 2 x 1 Std. Vororttermine (s.u.)
o September: 5 x 2 Std. Vororttermine (s.u.)
o Oktober: 1 x 3 Std. Planung, Homeoffice
o November: 3 x 1 Std. Pflanzberatung mit Begehung, 2 x 1 Std. Pflanzung
o Dezember: 1 x 4 Std. Theaterbesuch, 1 x 3 Std. Abschluss
zusätzlicher Zeitaufwand für Planung und Organisation nicht aufgeführt
Projektverlauf
o Januar: ca. 20 Std. Multiplikatorische Arbeit, außerplanmäßig, Verfassen von Fachartikel
o Februar: 4 Std. Baumpflanzung inklusive Planung (Nachlieferung von Landverwaldung I, außerplanmäßig)
o März: 5 Std. Bewerbung für Wettbewerbe bis Anfang Juni Projektstopp wegen Corona-Vorgaben
o Mai: 2 x 4 Std. Reaktion auf Vandalismus, außerplanmäßig 10 Std. Multiplikatorische Arbeit, außerplanmäßig
o Juli: 3 Std. Vorbesprechung
o August: 2 x 1 Std. Vororttermine (s.u.)
o September: 5 x 2 Std. Vororttermine (s.u.)
o Oktober: 1 x 3 Std. Planung, Homeoffice
o November: 3 x 1 Std. Pflanzberatung mit Begehung, 2 x 1 Std. Pflanzung
o Dezember: 1 x 4 Std. Theaterbesuch, 1 x 3 Std. Abschluss
zusätzlicher Zeitaufwand für Planung und Organisation nicht aufgeführt
Projektabschluss / Dokumentation
o Kohlezeichnungen der Kinder auf Holz
o Aktionstag 24.9.21: Präsentation für Öffentlichkeit inklusive Presse mit
o Tanzperformance mit Kindern, Preslav Mantchev und Johanna Pareigis; Tombola für Baumpatenschaften, Fotoausstellung (Fotos: Tilman Köneke)
o Erstellung von Schutzobjekten, personalisierten Infotafeln, wetterfesten Informationstafeln, Banner für Präsentationstag und Urkunden für Baumpaten (Design & Beratung: Viktor Pareigis)
o Unterschriften- und Spendenaktion einiger Schülerinnen
o Portfolio mit allen Zeichnungen, Gedichten und Niederschriften der philosophischen Gedanken der Kinder
o Permanente Präsentation in Schule mit Fotos und Gedicht von den Kindern
o Theaterbesuch zum Thema Klimaschutz
Hauptansprechpartner
Dr. Johanna Pareigis, Kulturvermittlerin (künstlerische und BNE Betreuung)
Gesa Meißner (Schulleitung, begleitende Lehrperson)
Weitere Mitwirkende
o Preslav Mantchev
o Viktor Pareigis
o Tilman Köneke
o Johann Böhling
o Gemeinde Dänischenhagen
o Eckhardt Sindt
Sponsoren
o Preslav Mantchev
o Viktor Pareigis
o Tilman Köneke
o Johann Böhling
o Gemeinde Dänischenhagen
o Eckhardt Sindt