Brief-Literaturprojekt „Ego-Switch“
Bargteheide 2016 -
Im Rahmen seiner Arbeit im Anti-Gewalttraining der JVA Lübeck lässt der Therapeut und Theaterpädagoge Torger Bünemann männliche Strafgefangene mit Langzeit-Strafen Briefe an (fiktive) Jugendliche schreiben. Sie sollen Jugendlichen Tipps geben, wie sie sich verhalten sollen, damit sie nicht in die Lage kommen, in der sie selbst jetzt sind.
Diese Briefe sind erschütternde Dokumente ehrlicher Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und werden als Quelle und Material für die Arbeit mit der Klasse dienen.
Basisinformationen:
Nach einer einführenden Arbeitsphase, in der mit Mitteln des kreativen therapeutischen Schreibens die eigenen Träume und Zukunftswünsche formuliert werden, werden die SuS mit den Briefen der Gefängnisinsassen konfrontiert. Torger Bünemann kommt dazu in die Klasse und berichtet von seiner Arbeit. Im Laufe der Projekttage werden die Schüler dann diese Briefe beantworten und mit Methoden des kreativen Schreibens dazu angeregt, von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten. Ziel ist eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten.
Durch das Hineinversetzen in eine andere Person, können Schlüsse für das eigene Leben gezogen werden. Konsequenzen des eigenen Handelns werden schreibend und im Gespräch mit anderen visualisiert. Es besteht die Option, dass diese Briefe dann wiederum von Strafgefangenen beantwortet werden.
Ein direkter Kontakt (auch brieflich) zwischen Strafgefangenen und SuS besteht nicht.
Gearbeitet wird wertschätzend und empathisch in alle Richtungen – zu sich selbst und anderen. Die Wahrnehmung der eigenen Wirkmächtigkeit wird geschärft, was der Prävention von Mobbing, Diskriminierung und Gewalt dient.
Es entstehen Texte, die immer wieder nachgelesen werden können und so auch Wirkung in die Zukunft und für andere haben.
Diese Texte werden auf einer Abschlußpräsentation vor anderen SuS und Eltern gelesen.
Ablauf eines fünftägigen Workshops*
Erster Block:
Vorbereitung: Kreatives Schreiben zum Thema "Ich": Z.B. "Was macht mein Leben lebenswert?", "Brief von meinem 100-jährigen Ich an mich",
"Glückswort-Sammlung", "Bucket-List" mit Wunscherfüllung auf dem Papier.
Zweiter Block:
Besuch Torger Bünemann, berichtet vom Anti-Gewalt-Training in der JVA, bringt Briefe mit.
Dritter Block:
Antwortbriefe schreiben
Künstlerische Intervention:
Switch! ---> „Was wäre, wenn XY anders gehandelt hätte? Was hättest du getan? Was würde ein beteiligter Gegenstand sagen?“
Vierter Block:
Torger Bünemann erzählt von den Reaktionen der Insassen auf die Texte der Schüler und bringt evtl. entstandene Antwortbriefe mit.
Fünfter Block:
Proben für die Abschlusslesung. Abschlusslesung vor Eltern und anderen Schülern.
*auch ein dreitägiger Workshop wäre denkbar
Möglichkeit der Weiterführung des Projektes (Nachhaltigkeit):
Texte und Briefe können zu einem gemeinsamen Buch gebunden werden und auch Bilder/Fotografien können z.B. im Kunstkurs oder gemeinsam mit bildenden Künstlern zum gleichen Thema gearbeitet werden und dazu kommen.