Collage - Zwischen Traum und Wirklichkeit
Kiel 2024 - Käthe-Kollwitz-Schule
Projektziel – Projektinhalt – Hintergrund
An der Käthe-Kollwitz-Schule ist es zur Tradition geworden, zu Beginn der Eingangsphase mit dem Kunstprofil eine Projektwoche durchzuführen, die von der jeweiligen Lehrkraft in Kooperation mit einem professionellen Künstler bzw. einer professionellen Künstlerin konzipiert und durchgeführt wird. Im Zentrum der Projektwoche steht diesmal die künstlerische Technik der Collage. Sie bildet einen wichtigen Werkkomplex der Künstlerin Vera Kähler. Die Begegnung der Jugendlichen mit einer Künstlerin in der einwöchigen Zusammenarbeit gibt ihnen die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen und sich in diesem Bereich orientieren zu können.
Die Collage stellt auch eine ideale Technik für Jugendliche dar. Schüler*innen können Materialien aus ihren eigenen Bildwelten und persönlichen Vorlieben einbringen. Ziel der Betrachtung verschiedener Collagen der Kunstgeschichte und Gegenwart ist es z.B., die vielfältigen künstlerischen Aussagen als Impuls für die eigene Arbeit zu nutzen. Das Spektrum reicht dabei von Gesellschaftskritik über Klimawandel, Krieg, Genderungerechtigkeit bis hin zur Konstruktion von Körpernormen. In der Gestaltung der Collage mit selbst gewählten Themenbezügen bietet sich den Schüler/innen die Möglichkeit, für Gefühle und innere Bilder passende äußere Bilder zu finden und diese aufeinander zu beziehen.
Schließlich bietet die Betrachtung der individuell gestalteten Collagen der Mitschüler*innen die Möglichkeit, sich mit den Ideen und Bildwelten der anderen auseinanderzusetzen, sich angemessen und sensibel darüber auszutauschen und zu Beginn der Oberstufenzeit besser kennenzulernen. Nicht zuletzt finden die Jugendlichen durch die Verwendung vielfältiger Bildzitate auch spielerischen Zugang zu Werken Alter Meister*innen. So ist es das Ziel einer Exkursion in die Sammlung der Hamburger Kunsthalle am 4. Tag der Projektwoche, die Jugendlichen im Rahmen eines Museumsbesuches mit ausgewählten Werken der Kunstgeschichte vertraut zu machen. Die Schüler*innen widmen sich den Werken der Alten Meister*innen, um sie als Bildfundus für eigene digitale Collagen oder Art-Memes zu nutzen. So wird das Interesse der Jugendlichen an der Kunstgeschichte geweckt und die Möglichkeit eines eigenen, gestalterischen Zugriffs mittels popkultureller Praktiken auf Werke der „hohen Kunst“ genutzt, um Schwellenängste abzubauen.
Institution(en)
Käthe-Kollwitz-Schule, Paul-Fleming-Str. 1, 24114 Kiel
Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall 5, 20095 Hamburg
Pop Up Pavillon, Alter Markt 17, 24103 Kiel
Gruppengröße
25 SuS
Altersstufe
Kunstprofil des 11. Jahrgangs
Rahmenbedingungen
Die Nutzung der Räumlichkeiten der Käthe-Kollwitz-Schule für eine solche Projektwoche bietet sich in mehrfacher Hinsicht an: Zum einen können wir während des Workshops dauerhaft den hellen, großen Zeichensaal, die Werkzeuge und Materialien nutzen. Zum anderen stärkt eine solche Veranstaltung in der Schule zudem die Identifikation der Jugendlichen mit der Schule. Die Schulgemeinschaft wie auch die Öffentlichkeit sind dazu eingeladen an den Ergebnissen dieser Projektwoche in einer abschließenden Ausstellung im Pop Up Pavillon Kiel teilzuhaben. Dort werden nebst ausgewählten Arbeiten aus diesem Workshop auch Ergebnisse aus einem Workshop mit der sechsten Klassenstufe, der im Oktober diesen Jahres durchgeführt wird, zu sehen sein. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen!
https://kiel-sailing-city.de/e/collage-zwischen-traum-und-wirklichkeit/o-1a061608-d728-4674-a655-4667798d3ab5
Zeitumfang (in den verschiedenen Phasen)
Workshopphase : 5tägiger Workshop je etwa 7.45-13.00, Käthe-Kollwitz-Schule, Kiel und Hamburger Kunsthalle
Ausstellungsphase: 26.-30.11. Pop Up Pavillon, Kiel, täglich 11-18 Uhr
Eröffnung der Ausstellung am 25.11. 17-19 Uhr
Projektverlauf
Tag 1 - Einführung in die Gestaltungstechniken der Collage
Den ersten Tag beginnen wir mit einer Vorstellungsrunde in der die Schüler*innen ihre Vorkenntnisse und ihre Erwartungshaltung beitragen dürfen. In der Einstiegsübung wählen die Schüler*innen drei Abbildungen aus einem begrenzten Bilderfundus aus, die sie besonders ansprechen und gestalten mit diesen eine Collage im A5 Format, in der einzelne Fragmente dieser Bilder eine Beziehung zueinander eingehen. Anschließend werden diese in einer Hängung an der Pinnwand präsentiert und ausgewertet. Dabei werden die unterschiedlichen Gestaltungsgrundlagen diskutiert und schriftlich an der Tafel festgehalten. In einer weiteren Aufgabe ziehen die Schüler*innen jeweils zwei von insgesamt 10 verschiedenen Kärtchen, auf denen unterschiedliche Strategien des Collagierens erläutert werden, z.B. „Spiel mit Proportionen“ oder „Dekontextualisierung“. Sie wählen eine davon aus, schneiden Abbildungen aus dem reichen Fundus alter Zeitschriften und Bildmaterials aus dem Schulfundus und gestalten ein oder mehrere Collagen auf DinA4. Die Ergebnisse werden erneut gemeinsam präsentiert und die zutreffenden Kriterien für einzelne Arbeiten besprochen. Abschließend schauen wir gemeinsam das mittels Collagetechnik gestaltete Musikvideo Up & Up von der Band Coldplay, um die Schüler*innen mit neuen Inspirationen in den Tag zu entlassen und räumen auf, um am nächsten Tag wieder aus dem Vollen schöpfen zu können.
Tag 2 - Experimentelle Collage
Die Schüler:innen erhalten die Aufgabe, eine von ihnen gewählte, ausgeschnittene Figur in den Außenraum zu integrieren und davon ein Photo zu machen. Die Schüler:innen verteilen sich im Innen- und Außenbereich der Schule und inszenieren ihre Figuren mittels eines Aufstellers oder unter Zuhilfenahme von Kreppklebeband. Ziel dieser Aufgabe ist es mit einfachen Mitteln eine Wechselwirkung zwischen der Figur und ihrem Umraum zu erzeugen, die Perspektiven und Proportionen berücksichtigen und photographisch festzuhalten. Als Beispiel zeigen wir hierfür Arbeiten des Streetart-Künstlers Slinkachu. Die entstandenen Fotos werden auf eine Präsentationsplattform hochgeladen und die vielfältigen Ergebnisse den anderen Schüler*innen präsentiert. Als nächstes bekommen die Schüler*innen einige Collage-Beispiele von verschiedenen Künstler*innen via Beamer gezeigt und diskutieren diese. Anschließend widmen sich die Schüler*innen der Gestaltung einer Postkarte mit freier Themenwahl unter Freigabe aller vorhandenen Gestaltungsmittel. Die Schüler:innen dürfen nun auch Stifte und buntes Klebeband verwenden und einige unter ihnen beginnen mit 3-D Effekten zu experimentieren. Die Ergebnisse werden an der Pinnwand präsentiert. Als Überleitung für die nächste Aufgabe schauen wir das Musikvideo Sweetheart der Band Wave Pictures. Unter Verwendung typographischer Elemente wie auch bildhaften Materials wird der Song mittels Collagetechniken erzählerisch in schnellen Bildfolgen untermalt. Dies gilt als Anreiz, eine Collage unter Verwendung von Setzbuchstaben zu erstellen. Die Schüler:innen dürfen die Buchstabenfolgen frei wählen und ihnen stehen 6 Farben für den Stempeldruck zur Verfügung, die sie als gestalterischen Bezugspunkt zur Erstellung einer Collage verwenden. Die bereits fertigen Ergebnisse werden an der Pinnwand präsentiert.
Tag 3 – Vorbereitung der Exkursion und Beginn der eigenen Collagen
Die Schüler:innen erhalten Informationen zur Exkursion in die Hamburger Kunsthalle, die am kommenden Tag stattfindet. Gemeinsam schauen wir uns die App der Hamburger Kunsthalle an, die sie vor Ort für die Erkundung der Sammlung selbständig nutzen sollen. Trotz mehrfacher Versuche war es leider nicht möglich, thematisch bezogene Führungen durch die Kunsthalle zu buchen. Eine Betrachtung originaler Collagen bspw. von Picasso im Kupferstichkabinett wäre nur an einem späten Nachmittag der Woche möglich gewesen.
Die Lehrkraft hält im Anschluss einen Bildvortrag zum Thema Sampling – (Vor-)Bilder übernehmen, neu kombinieren oder in andere Kontexte übernehmen. Diese Sonderform der Collage soll von Schüler:innen im Rahmen zweier Aufgaben in der Hamburger Kunsthalle selbst erprobt werden. Das Musikvideo Apeshit von The Carters aus dem Jahr 2018 bildet den Ausgangspunkt für ein angeregtes Gespräch zum Thema des Umgangs mit Alten Meistern in der Gegenwart. Es soll den Schüler:innen einerseits die Scheu vor den Gemälden vergangener Epochen nehmen und zugleich Neugierde wecken.
Für die beiden praktischen Arbeiten werden die Jugendlichen ihre persönlichen iPads nutzen, welche die Schüler*innen auch im Unterrichtsalltag nutzen. Eine Schülerin wurde am Tag zuvor gebeten, eine Einführung für die Mitschüler*innen in die App Sketchbook vorzubereiten. Sie erklärt sehr kenntnisreich, wie sich mit dem Programm digitale Collagen gestalten lassen. Die Schüler:innen erproben die Technik erfolgreich.
Nach einer Pause betrachten die Schüler*innen 15 Beispiele aktueller Collage-Kunst an den Wänden des Zeichensaals mit dem Sehauftrag, unterschiedliche inhaltliche Absichten den Werken zu benennen (z.B. politisch, gesellschaftskritisch, autobiografisch; Themen wie Klima, Körperkonstruktion, Gendergerechtigkeit usw.); Die Ergebnisse halten die Schüler:innen auf Papierstreifen unter den Collagen fest. Auf dieser Grundlage wählen sie ein eigenes Thema, mit dem sie sich intensiver beschäftigen möchten und legen sich eine möglichst große und vielfältige Sammlung passenden Bildmaterials aus Zeitschriften, Büchern und Landkarten an. Sie werden auf die Möglichkeiten hingewiesen, auch zeichnerische oder malerische Techniken anzuwenden, in großen Formaten oder in Serien zu arbeiten. Ein Arbeitsblatt fasst die Aufgabe für die Schüler*innen schriftlich zusammen.
Tag 4 - Exkursion in die Hamburger Kunsthalle
An der Hamburger Kunsthalle angekommen, erhalten die Schüler*innen eine kurze Einweisung in die Räumlichkeiten und sind dazu angehalten mit der App der Kunsthalle einen eigenständigen Rundgang durch die Kunsthalle zu erkunden sich mit dem Audioguide intensiver mit ausgewählten Arbeiten aus den Bereichen Alte Meister/19. Jahrhundert/Klassische Moderne auseinanderzusetzen. Die Schüler:innen bekommen das erste Arbeitsblatt des Tages, dass sie dazu auffordert, sich ein paar Notizen zu Werken festzuhalten, die sie besonders interessieren. Wir treffen uns jeweils stündlich an unserem Treffpunkt, wobei jedes Mal eine neue Aufgabe hinzu kommt. Zweite Aufgabe ist es, anhand von Bildbeispielen ein oder mehrere Art Memes auf dem Smartphone oder iPad zu erstellen. In der dritten Aufgabe dürfen die Schüler*innen mithilfe der App Sketchbook eine digitale Collage aus Gemälden der Hamburger Kunsthalle gestalten. Sie können frei gewählte Fragmente wie Landschaften, Figuren, Gegenstände oder einzelne Details zu neuen humorvollen, surrealistischen, irritierenden oder gesellschaftskritischen Collagen kombinieren. Der vierte Workshop-Tag endet mit einer gemeinsamen Rückfahrt nach Kiel.
Tag 5 – Besuch der Kunstklasse 6a, Planung der Ausstellung und Arbeit an den eigenen Collagen
Nach einem ausführlichen Feedback zur Exkursion und einer Auswertung der dort entstandenen Art-Memes und digitalen Collagen über den Beamer, bereiten die Schüler*innen eine Tisch-Ausstellung in beiden Kunsträumen mit allen bisher entstandenen Collagen vor. In fünf Gruppen stellen sie den Schüler:innen der Kunstklasse 6a, die im Oktober ebenfalls Projekttage zum Thema Collage mit der Künstlerin und der Lehrkraft durchführen werden, die verschiedenen Werkgruppen vor.
Im Anschluss planen wir die Ausstellung im Pop Up Pavillon (25.-30.12.) und verteilen die Schichten, in denen die Schüler*innen die Aufsicht während der langen Öffnungszeiten übernehmen werden. Es wird deutlich, dass auch die Unterstützung der Eltern notwendig sein wird.
Die zweite Hälfte des Vormittags nutzen die Schüler*innen zur Arbeit an den eigenen Collagen, zum Aufräumen des Zeichensaals und zu einer Feedbackrunde zur Projektwoche. Die Jugendlichen werden die Collagen bis zu den Herbstferien im regulären Kunstunterricht beenden.
Projektabschluss / Dokumentation
Ausstellung im Pop Up Pavillon Kiel
Hauptansprechpartner
Ellen Heider (Lehrkraft an der Käthe-Kollwitz-Schule)
Weitere Mitwirkende
Vera Kähler (Künstlerin und Kulturvermittlerin)
Verweise auf Begleitmaterialien
Die Schüler:innen erhalten während des Workshops Zugriff auf vielfältige Bildmaterialien wie beispielsweise das Buch The Age of Collage 2 des Gestalten Verlages aus der schulinternen Bibliothek wie auch auf Bildbände der Lehrkraft und der Künstlerin.
Sponsoren/Kooperationspartner
An dieser Stelle bedanken wir uns herzlich für den freien Eintritt in die Hamburger Kunsthalle wie auch für die prompte Zusage für eine Ausstellung im Pop Up Pavillon Kiel.